
Viele Hunde und Katzen haben Angst vor Böllern und Feuerwerk. Tierärztin Dr. Christine Nees berichtet aus ihrer über 30-jährigen Erfahrung, was Hunden und Katzen in der Silvesternacht am besten hilft, wie Sie Ihren Vierbeiner vorbereiten und gibt Ihnen wertvolle Tipps für einen entspannten Jahreswechsel.
Das Wichtigste zuerst
Fangen Sie frühzeitig an, spätestens Mitte Dezember, sich darüber Gedanken zu machen, ob Sie das Nervenkostüm Ihres Hausgenossen an Silvester stärken wollen. Dann haben Sie viele Möglichkeiten und können die für Sie und Ihren Hausgenossen passende Lösung heraussuchen. Lassen Sie sich beraten!
Ca. 50% der Hunde haben an Silvester Angst und Stress
In den Tagen vor Silvester und besonders am 31.12. gibt es plötzlich auftretende, laute und für unsere Vierbeiner ungewohnte Geräusche. Dabei Angst zu haben ist ein angeborenes, ganz natürliches Verhalten zum Schutz des eigenen Körpers. Das viel empfindlichere Gehör von Hund und Katze verstärkt das Ausmaß dieser Reize zusätzlich.
Laut Studien haben ungefähr 50 % der Hunde an Silvester Stress und Angst. 15 % dieser Hunde brauchen für die Erholung mehrere Tage. Die Tipps können helfen, dass die Angst nach und nach kleiner wird oder gar verschwindet.
Hunde & Katzen in der Silvesternacht beruhigen – was kann helfen?
Medikamente
Die Unterstützung ist mit verschiedenen Medikamenten möglich. Manche müssen am Silvestertag mehrmals verabreicht werden, bei anderen muss schon vor dem Silvesterabend mit der Gabe begonnen werden, damit sie die gewünschte Wirkung zeigen.
Ergänzungsfuttermittel
Alternativ gibt es Ergänzungsfuttermittel, die das Nervensystem stabilisieren. Sedarom® direkt z. B. ist eine Kombination von alpha-Casozepin, L-Tryptophan, B-Vitaminen und einem umfassenden Pflanzenkomplex. Auch hier macht es Sinn, mit höherer Gabe rechtzeitig vor Silvester zu beginnen, um den vollen Effekt zu erzielen.
Cannabinoide
Für Cannabinoide (v.a. CBD) gibt es in Deutschland keine Zulassung zur oralen Gabe. Sie sind daher in der Kleintiermedizin wenig erprobt. Es gibt sehr viele v.a. in den sozialen Netzwerken stark beworbene Produkte. Seien Sie vorsichtig, v.a. bei Katzen!
Eierlikör
Entsprechend ist für mich die Gabe von Eierlikör als Hausmittel aus tiermedizinischer Sicht keine Alternative. Alkohol kann bei entsprechender Vorbelastung Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Hirnschäden hervorrufen.
Pheromone
Unterstützend hingegen wirken artspezifische Duftstoffe, sogenannte Pheromone in Form von Verneblern oder bei Hunden auch Halsbänder, die dem Tier ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Gehörschutz
Auch werden verschiedene Formen des Gehörschutzes für Hund und Katze verkauft. Diese setzen allerdings alle voraus, dass das Tier diese toleriert. Das bedeutet: rechtzeitig mit dem Training anfangen!
Thundershirts
Das gleiche gilt für Thundershirts. Diese enganliegenden Bodies haben durch den sanften Druck auf den Körper einen beruhigenden Effekt.
Verhaltenstraining
Langfristig und vor allem wenn Ihr Tier prinzipiell geräuschempfindlich ist, macht ein Verhaltenstraining Sinn, um zunehmende Angst nicht nur an Silvester, sondern auch bei Gewitter oder anderen lauten Geräuschen zu vermeiden. Dabei werden von spezialisierten Therapeuten zur Desensibilisierung z. B. Geräusch-CDs, Gegenkonditionierungen und Entspannungssignale eingesetzt.
Wichtig zu beachten am Silvesterabend für Hunde- und Katzenbesitzer:
1. Gute Planung hilft
Hund: Vermeiden Sie, Gassi zu gehen, wenn mit großer Wahrscheinlichkeit Feuerwerk gezündet wird. Lassen Sie Ihren geräuschempfindlichen Hund ab dem Verkaufsstart von Feuerwerk nur an der Leine ins Freie. Nutzen Sie gerne eine Schleppleine. Haben Sie einen panischen Hund, ist ein Sicherheitsgeschirr oder doppelte Leinensicherung sehr wichtig. Bei allen Hunden sollte man die Adresse oder zumindest die Telefonnummer am Halsband haben.
Katze: Stellen Sie bitte sicher, dass Ihre Katze am Silvesterabend im Haus ist.
Unabhängig von Silvester ist es sinnvoll, jeden vierbeinigen Hausgenossen mit einem Mikrochip kennzeichnen und bei Findefix oder Tasso registrieren zu lassen.
2. Sorgen Sie für Ruhe
Bleiben Sie selbst gelassen und bieten Ihrem Vierbeiner alltägliche Geräusche aus dem Radio oder Fernsehen an. Lassen Sie Rollläden herunter und schließen Fenster und Türen, um Geräusche von draußen abzuschirmen.
Nähe und Streicheleinheiten sind erlaubt, wenn Ihr Vierbeiner sie wünscht. Bitte nicht erzwingen.
3. Rückzugsräume und Verstecke
Schauen Sie, dass Rückzugsräume und Verstecke zugänglich sind. Dies ist vor allem für Katzen sehr wichtig.
4. Beschäftigung
Lassen Sie Ihren Vierbeiner etwas schlecken oder beschäftigen Sie ihn mit der Nase. Schleckbrett oder Schnüffelteppich leisten hier gute Dienste. Wie beim Nuckeln am Schnuller werden hierbei Glückshormone freigesetzt und das Tier ist ruhiger.
Über die Autorin

Dr. Christine Nees arbeitet als selbstständige Tierärztin in der telemedizinischen Beratung und bringt dabei über 30 Jahre Berufserfahrung mit, einschließlich 25 Jahren als Leiterin und Praxismanagerin einer Kleintierklinik. Ihre langjährige Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung sowie ihr fortlaufendes Engagement in der Weiterbildung ermöglichen es ihr, eine präzise und ganzheitliche Betreuung ihrer Patienten anzubieten. Ihr Schwerpunkt liegt bei Diabetikern, Vierbeinern mit Magen-Darm-Problemen und alten Patienten. Ihre Kunden berät Sie erfolgreich per Telemedizin.