
Erbrechen und Durchfall sind sehr häufige Gründe für einen Tierarztbesuch.
Die Ursachen hierfür sind allerdings vielfältig: Von Futtermittelallergien und Unverträglichkeiten über Wurmbefall bis zu Giardien. Tierärztin Dr. Christine Nees zeigt Möglichkeiten auf, was es sein könnte, was Sie als erste Schritte tun können und gibt Ihnen rund um die Themen umfassendes Wissen mit.
Futtermittelallergie und -unverträglichkeit
Bei Hunden, die immer wieder oder ständig Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt haben, steht häufig die Frage im Raum, ob es sich um eine Futtermittelallergie handelt.
Meist ist es keine wirkliche Allergie, sondern eine Futtermittelunverträglichkeit. Einen Test, welches Futtermittel vertragen wird und welches nicht, gibt es nicht. Der angebotene teure Bluttest hilft höchstens, die Eiweißquelle für eine Ausschlussdiät zu finden, mit welcher der Hund noch keinen Kontakt hatte. Meist ist er jedoch überflüssig.
Sinnvoll ist es, begleitet von einer spezialisierten Tierärztin oder einem Tierarzt eine Ausschlussdiät durchzuführen. Dies ist sehr gut und zeitsparend mit Hilfe der Telemedizin möglich.
Je nachdem, wie die Futteranamnese und der medizinische Vorbericht lauten, können Fertigfuttermittel eingesetzt werden. Hierbei werden hydrolysierte Diäten, bei denen die Eiweiße in so kleinen Bruchstücken vorliegen, dass sie im Körper nicht als Fremdstoff erkannt werden, oder Single-Protein-Diäten, d. h. Diäten mit nur einer Eiweißquelle, eingesetzt.
Viele Produkte mit Bezeichnungen wie „Hirsch und Kartoffel“ oder „Lamm und Hirse“ sehen so aus, als enthielten sie zu 100% nur die genannten Produkte. Oft sind sie aber nicht geeignet, da im Kleingedruckten weitere Eiweißquellen aufgelistet sind.
Hinweis! Die Ursache von Unverträglichkeiten sind fast immer die Eiweiße und nur in extremen Ausnahmefällen die Kohlenhydrate.
Bei einer Ausschlussdiät gilt es, folgendes unbedingt zu beachten:
- Füttern Sie eine Ausschlussdiät immer konsequent für sechs bis acht Wochen und wirklich ausschließlich, sonst ergibt sie keinerlei Sinn.
- Lassen Sie alle Ergänzungsfuttermittel, Vitaminpräparate, Öle, Kauartikel, Haut- und Zahnpflegeprodukte direkt weg.
- Geben Sie keine Essensreste oder Leckerbissen vom Tisch.
- Als Leckerli nutzen Sie im besten Fall das Futter. Alternativ können Sie auch reine, getrocknete Fleischleckerli von demselben Eiweiß wie das Futter nutzen. Vet-Concept zum Beispiel, bietet hier eine große Auswahl.
- Denken Sie daran, keine aromatisierten Kautabletten zur Entwurmung oder in der Medikation einzusetzen. Es gibt auch immer Tabletten ohne Geschmack.
Findet man kein passendes Fertigfutter, stellt das Kochen oft eine sehr gute Alternative dar. Manchmal werden Fleischsorten gekocht sehr gut vertragen, aber nicht in purer Form aus der Dose oder als Trockenfutter.
Bitte beachten Sie: wechseln Sie nicht zu schnell und selbständig die Diäten, da ein entzündeter Darm schnell neue Überempfindlichkeiten entwickelt. Dies ist auch wichtig, da im Laufe des Hundelebens weitere Überempfindlichkeiten entstehen können. Sie sollten für Ihren Hund bisher unbekannte Eiweiße für evtl. zukünftig auftretende Probleme in Reserve haben.
Hat sich mein Hund vergiftet?
Aus Angst vor einer Vergiftung werden viele Tierhalter beim ersten Erbrechen in der Tierarztpraxis vorstellig.
Sinnvoll wäre hier, zuvor zu überlegen: kommt eine Vergiftung überhaupt in Frage? Melden Sie sich bei einer erfahrenen Tierärztin oder Tierarzt in der Telemedizin.
Folgende Fragen helfen Ihnen dabei, eine Vergiftung möglichst auszuschließen:
- War der Hund allein im Garten?
- Haben Sie gesehen, dass er etwas aufgenommen hat, das nicht für ihn bestimmt war?
- Enthält das erste Erbrochene Blut oder hat eine ungewohnte Farbe?
- Hat Ihr Hund braune Schokolade gefressen? Dieser Schokoladenrechner hilft Ihnen, herauszufinden, ob Sie einen Tierarzt aufsuchen müssen. Dr. Nees empfiehlt: Schokoladenrechner – Vetklinikum
Müssen Sie eine der Fragen mit “ja” beantworten, ist Eile für das Telefonat geboten.
Falls Ihr Hund ein spezielles Produkt gefressen haben könnte, haben Sie dieses bei dem Gespräch bitte zur Hand.
Erste Hilfe Maßnahmen
Können Sie die oben stehenden Fragen verneinen, sollten Sie diese verschiedenen Erste Hilfe Maßnahmen ergreifen:
- Hund nur an der Leine nach draußen, auch in den Garten
- Kein Gras fressen lassen
- Trinkwasser in häufigen kleinen Portionen, da Ihr Hund sonst viel trinkt und sofort wieder erbricht. Wasser aus Pfützen, stehenden oder fließenden Gewässern ist verboten. Daher verbietet sich auch das Schwimmen.
- Vier bis fünf kleine Portionen Schonkost pro Tag. Dazu eignen sich neben den Magen-Darm-Diäten aus dem Handel leicht verdauliche Eiweiße wie weißer Fisch oder Geflügel und sehr lange gekochter Reis oder Kartoffeln. Beachten Sie bitte Unverträglichkeiten Ihres Tieres. Oft ist die einfach herzustellende und sehr gut schmeckende Morosche Karottensuppe eine sehr gute Alternative. Sie besteht ausschließlich aus Möhren, Wasser und Salz und lässt sich schnell und einfach zubereiten. Im Kühlschrank hält sie sich ca. zwei Tage. Die Suppe wird in kleinen Portionen ungefähr eine halbe Stunde vor jeder Mahlzeit zimmerwarm gefüttert. Als Anhaltspunkt bekommen Hunde ca. 30 ml pro kg Körpergewicht über den Tag verteilt.
Morosche Karottensuppe
Zutaten:
500 g Karotten
1 Liter Wasser
1 Teelöffel Salz
etwas Wasser zum Auffüllen
Zubereitung:
Karotten schälen und klein schneiden. Mit einem Liter Wasser unbedingt eineinhalb bis zwei Stunden köcheln lassen und abschließend pürieren. Die Suppe mit Wasser wieder auf einen Liter auffüllen, damit sie dickflüssig ist. Salz zugeben und füttern!
Geht es Ihrem Hund trotz all dieser Maßnahmen zunehmend schlechter, müssen Sie Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt konsultieren.
Geht es Ihrem Hund nach und nach besser, sollten Sie die oben genannten Maßnahmen mindestens eine Woche über das Verschwinden der Symptome hinaus beherzigen. Danach dürfen Sie die normale Alltagsroutine langsam über vier Tage wieder einführen.
Natürlicher Magenschutz
Unterstützend sind auch Ergänzungsfuttermittel, die die Magenschleimhaut schützen und die Bakterien im Darm unterstützen, da es häufig nach dem Erbrechen zu Durchfällen kommt. Produkte wie z. B. GastroCalm® unterstützen die Magen-Darm-Gesundheit. Das Apfelpektin in diesem Präparat bildet einen Schutzfilm auf der Magenschleimhaut, welcher auch im sauren Milieu des Magens erhalten bleibt.
Wichtig! Keine Alternative zum prophylaktischen Magenschutz sind Säureblocker aus der Humanmedizin wie Omeprazol, Pantoprazol und viele mehr. Sie hemmen die Magensäure oft sehr schnell sowie effektiv und haben damit viele nicht beachtete negative Effekte. Die Wirkung verschiedener anderer Medikamente wird reduziert, Eiweiße werden nicht mehr gut verdaut, Bakterien im Darm zerstört und damit die Gefahr des Auftretens von Durchfall gefördert.
Giardien immer therapieren?
Gleich zu Beginn: Je nach Alter, Ernährung und Haltung Ihres Hundes oder Ihrer Katze ist die Wahrscheinlichkeit einen Wurmbefall zu haben, unterschiedlich hoch. Je höher die Wahrscheinlichkeit, umso häufiger sollten Kotuntersuchungen oder Wurmkuren vorgenommen werden.
ESCCAP ist eine tiermedizinische Expertengruppe, die auf ihrer Homepage anhand eines kostenlosen Online-Tests individuelle Entwurmungsempfehlungen für Ihren Hausgenossen gibt.
Kotuntersuchungen
Eine parasitologische Kotuntersuchung sollte immer aus einer Sammelprobe von drei Kotabsätzen durchgeführt werden, um die Wahrscheinlichkeit einer korrekten Aussage zu erhöhen, da die Parasiten nur unregelmäßig ausgeschieden werden. Darmparasiten wir Spul- und Bandwürmer sind auch in Deutschland sehr verbreitet. Daher empfiehlt sich in bestimmten Situationen Ihren Vierbeiner routinemäßig, d. h. ohne Kotuntersuchung, gemäß den ESCCAP-Leitlinien zu entwurmen. Wir beraten Sie gerne!
Eine bakterielle Kotuntersuchung ist meist genauso wie die Bestimmung der Darmbakterien sinnlos, da jedes Tier eine andere Zusammensetzung des sogenannten Mikrobioms hat. Sie ergibt nur bei Verdacht z. B. auf eine Salmonellose Sinn.
Die Bestimmung des so genannten Dysbioseindexes, der das Mikrobiom Ihres Hundes mit dem der gesunden Hundepopulation vergleicht, kann zur Therapiekontrolle bei chronischen Durchfallproblemen in Betracht gezogen werden.
Therapie
Giardien werden nur therapiert, wenn ein Tier wirklich Symptome hat, die mit diesem Erreger in Verbindung gebracht werden können.
Eine einmalige mehrtägige Therapie mit Fenbendazol ist in Kombination mit der passenden Ernährung und Hygienemaßnahmen, v. a. bei Jungtieren, regelmäßig sinnvoll. Eine Therapie mit Metronidazol ist nie indiziert, da man weiß, dass einerseits bei manchen Hunden Giardien Teil der normalen Darmbesiedelung und damit immer wieder nachweisbar sind und die gesunde Darmflora andererseits durch Metronidazol eine lange Zeit massiv gestört wird.
Verschwindet der Durchfall nach der Therapie mit Fenbendazol nicht oder kommt nach dem Ende dieser Therapie zeitnah wieder, muss nach einer anderen Ursache gesucht werden.
Fazit
Der größte Teil dieser Magen-Darm-Probleme ist mit einem geeigneten Fütterungsmanagement lösbar. Hierzu sind Ihre sorgfältige Mitarbeit und Geduld, sowie das Wissen eines spezialisierten Tierarztes oder Tierärztin Voraussetzung. Hier helfen wir Tierärzte*innen gerne und einfach per Telemedizin.
Unterstützend wirken passende Ergänzungsfuttermittel, die die gesunde Darmflora fördern. Diese werden abhängig von ihrer Zusammensetzung als Prä-, Pro-, Syn- oder Postbiotika bezeichnet.
Über die Autorin

Dr. Christine Nees arbeitet als selbstständige Tierärztin in der telemedizinischen Beratung und bringt dabei über 30 Jahre Berufserfahrung mit, einschließlich 25 Jahren als Leiterin und Praxismanagerin einer Kleintierklinik. Ihre langjährige Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung sowie ihr fortlaufendes Engagement in der Weiterbildung ermöglichen es ihr, eine präzise und ganzheitliche Betreuung ihrer Patienten anzubieten. Ihr Schwerpunkt liegt bei Diabetikern, Vierbeinern mit Magen-Darm-Problemen und alten Patienten. Ihre Kunden berät Sie erfolgreich per Telemedizin.